Plan B

5 TeilnehmerInnen / ca. 95 km am 6.November 2010 entlang der dänischen Grenze (Jütland).

So ganz alleine ist man ja nie. Jedenfalls nicht auf dem Hauptbahnhof. Aber meine Chancen bei blonden Mädchen in Pumps kalkuliere ich eher niedrig. Sehr niedrig. Sogar die Radfahrerin mit dem bepackten Alltagsrad war nicht wirklich mein Fall. Sie wollte nach Berlin, eigentlich mit dem Bus. Der nimmt aber keine Räder mit. So schlecht ist der Fahrkartenautomat auch gar nicht. Er weiß die Verbindung nach Berlin, aber erst mal muss ich meine Fahrkarte rausbekommen. So ein Automat ist auch nur ein Mann, eins nach dem anderen. Trotzdem, kein Mitfahrer nach Klanxbüll. Dabei war das Wetter gar nicht schlecht. Die 2 Kilometer im Regen bis zur U-Bahn hatten nicht für nasse Füße gereicht und für den äußersten nördlichen Rand unseres Landes war sogar trockenes Wetter mit Sonnenschein zu erwarten.
 
Kaum hat man sich damit abgefunden, erschallt es "Hallo Endspurt" auf dem Bahnsteig. Kein echter Mitfahrer, aber ein Vereinskollege mit Partnerin. Sein Winterprogramm basiert auf wandern. Diesmal sollte es an die Schlei gehen. In Neumünster steigen Hybrid (Formerly Known As Motta), Klaus und Knut zu. Hybrid hatte sich für 100, € seine neue blaue Identität bei einem türkischen Händler für Gebrauchträder besorgt. Er war nicht ganz zufrieden mit der Schaltung, es reichte trotzdem für die Ortsschildwertung. (Der Verfasser hat übrigens das Ortsschild von Sofiedal sowas von deutlich gewonnen. Aber dann fing Helle mit Betrachtungen über blaue und weiße Ortsschilder an. Die Dänen kennen kein gelb für Ortsschilder.)
 
Die Bahn baut nicht nur in Stuttgart, sondern auch zwischen Heide und Husum. Nach Klanxbüll geht es deshalb über Kiel. Zeit Kaffee zu trinken und auf Helle zu warten. Tausende Erotik DVD' s verspricht das Plakat. Die Hamburger Endspurt-Kollegen werden wohl im Winter besseres gefunden haben, als mit Rad und Bahn die Welt zu erforschen.
 
Das verlorene Schaf war etwas nah an die Schienen geraten. Da wo der Hindenburgdamm (das ist die Verbindung von Sylt mit dem Festland) anfängt. Es gibt Zäune und wir mussten unsere Räder rüber heben um auf die nördliche Seite zu gelangen. Von Klanxbüll aus, hatten wir zunächst Gegenwind. Der Weg am Deich war von den anderen (nicht verlorenen) Schafen mit einem crossmäßigen Belag ausstaffiert worden. Ansonsten genossen wir die frische Luft, die Sonne und die Aussicht. Was aber tun mit einem verlorenen Schaf auf der falschen Seite vom Zaun? Es soll ja schon Zwischenfälle mit Schafen, ICE und einem Tunnel gegeben haben. Kann man den Damm als Tunnel betrachten? Helle telefonierte mit 110 und erklärte den Damm, während Klaus sich als Schaftreiber betätigte. Alleine unterwegs, hätte ich das Schaf wohl übersehen.
 
Links Dänemark, dann Zaun (ohne Schaf) und dann die deutsche Straße mit Rückenwind. Die Natur rechts und links scheint sich um Zaun und Grenze nicht großartig zu kümmern. Wir waren dann recht bald in Tondern (in etwa der nördlichste Punkt unserer Tour). Es zeigte sich, dass sie uns voraus sind, die Dänen. Zumindest was den Straßenschmuck in der Fußgängerzone betrifft. Es war schon alles für das Weihnachtsgeschäft ausgelegt. Meine Mitfahrer reagierten zwar nicht mit offenem Unmut über diese kulturelle Streckeneinlage, aber eine Bemerkung ("habe schon besseres gesehen") musste ich mir doch anhören. Glücklicherweise hatte ich das Nolde-Museum wieder aus der Streckenplanung gestrichen. Banausen.
 
Da spielt er im Sand. Aber ehrlich gesagt, ich hatte Gerald gebeten, ein wenig zu dramatisieren. Bei Süderlügum gibt es eine Binnendüne. Da mussten wir natürlich durch. In früheren Zeiten war das wohl nicht ganz so lustig, als die Düne noch auf Wanderschaft war. Aber jetzt ist sie mit Wald und Heide soweit befestigt. Hinter der Düne ging es dann durch Wald und Feld wieder nach Dänemark. Insgesamt haben wir die Grenze 6 Mal überwunden. Unsere Räder wurden schmutzig genug, aber die längeren Streckenabschnitte waren asphaltiert. Sprintwertungen müssen eben auch sein. War es bis kurz vor Flensburg eigentlich immer flach, damit meine ich auch den Sandhaufen, so gibt es um Flensburg doch ein paar schöne Höhenunterschiede. Nicht sehr hoch, aber durchaus steil.
 
Ein Mann mit Angel konnte als Fotograf gewonnen werden. Wir stehen auf dänischem Boden. Im Hintergrund eine Grenzerhütte, rechts die Flensburger Förde. Noch 10 Meter und wir sind wieder in Deutschland.
 
Flensburg ist vor allem für Rum bekannt. In Urzeiten konnte man richtig Geld verdienen, indem man Glasperlen verlud und damit nach Afrika fuhr. Man tauschte alles gegen unfreiwillige Arbeitskräfte, verlud diese und verbrachte sie in die Karibik. Das beim Verkauf der Sklaven verdiente Geld wurde in Rum investiert. Den brachte man dann wieder nach Flensburg. Meine Mitfahrer waren tradionsbewusster und orderten Kakao mit Rum. Aber wenn der erst mal in der dunklen Brühe verschwunden ist, fehlt die richtige Zuordnung. Wegen des Ortsaufdruckes musste ich mich einfach für das Bier entscheiden. Klaus hat das übrigen so schön ins Bild gesetzt.