Der RV Endspurt und der Verbandstrainer

Der Radsportverband Hamburg beschäftigt seit etwa 2 Jahren einen Landesverbandstrainer als Vollzeitkraft. Die Bezahlung erfolgte aus den Rücklagen des Verbandes, die demnächst aufgebraucht sein werden. Wie soll es also mit der Trainerstelle und insbesondere mit der Jugendarbeit weitergehen? Dazu äußert sich Alexander Böker (Jugendleiter RVH) im folgenden Brief an den RV Endspurt. Ende November ist eine RVH-Präsidiumssitzung, vorher will ich mich zum Thema nicht öffentlich äußern. Der Brief wurde redaktionell leicht überarbeitet. (Burkhard

 

Liebe Endspurt-Radsportfreunde!

Ganz herzlichen Dank noch mal dafür, dass Ihr mir die Möglichkeit gegeben habt, ein bisschen von der Radsportjugend und den aktuellen Nöten zu erzählen. Wie besprochen, kommt hier nun eine kleine Zusammenfassung dessen, was mir am Herzen liegt.

Ich möchte gern mit aller Kraft dafür sorgen, dass die vielversprechende und gute Jugendarbeit der vergangenen zwei Jahre fortgesetzt werden kann. Gerade in 2016 hat die Jugendarbeit einen Riesen-Sprung nach vorne gemacht, mit etlichen Verbandsmaßnahmen/Trainingslagern und einem sehr engagierten und ehrgeizigen Rennprogramm für die Jungs und Mädchen. Vielfach sind wir mit bundesweiten Top-10-Platzierungen belohnt worden, aber da geht noch mehr.

Als Jugendleiter bekomme ich recht häufig Anrufe von Eltern, deren Kinder unseren schönen Sport beginnen möchten – auch das ist vielversprechend, wir werden mehr. Im kommenden Jahr haben wir zwei, drei Fahrerinnen und Fahrer, die bei der DM vorne mitkämpfen werden. Dem Landestrainer ist es gelungen, aus den Fahrerinnen und Fahrern ein "LV-Team“-Team zu schmieden, als es darauf ankam. Auf der Bahn hat Uwe mit seinen Kenntnissen und seiner Erfahrung für einen Leistungssprung bei vielen Fahrern gesorgt. Auch auf der Straße genießt er als Trainerpersönlichkeit großen Respekt. Kurzum: Der Radsport in Hamburg ist auf einem guten Weg.

Bis jetzt.

Aktuell sieht es so aus, dass der LV-Trainer nicht mehr weiterbeschäftigt werden kann. Er wurde im vergangenen Jahr aus Rücklagen bezahlt, die nun verbraucht sind. Ohne Landestrainer liegt die Jugendarbeit in kürzester Zeit am Boden. Die größten Talente würden den Verband verlassen (und man könnte es ihnen nicht verübeln). 

Und nachkommende Sportler müssten zwangsläufig in die RG Hamburg oder die Harburger RG eintreten, die beiden einzigen Vereine mit einem eigenen Trainer. Ich selber habe aus diesem Grund meinen Sohn Noah von der RG Uni in die RG Hamburg ziehen lassen – wieder ein Stück Vielfalt weniger im Hamburger Radsport.

Als neuer Jugendleiter unternehme ich – im Schulterschluss mit Bernd Dankowski – aktuell alles, um eine Weiterbeschäftigung des Trainers auf gesunde Beine zu stellen. Ich weiß, dass das gelingen wird, weil ich schon jetzt merke, wie Engagement geschätzt wird. Weil wir gute Jungs und Mädchen haben. Und weil wir stark daran arbeiten, auch mediale Gegenwerte für potenzielle Sponsoren zu entwickeln. Denn Geldgeber wollen ja auch irgendwann irgendwas zurück. Darum kümmere ich mich nun.

Bei realistischer Betrachtung wird das aber ein paar Monate dauern. Ich kann ja quasi nur „nach Feierabend“ wirbeln. Aber nochmal: Wir werden eine Finanzierung, die auch mehrere Jahre trägt, hinbekommen – bloß geht uns aktuell die Zeit aus. Deshalb möchte ich die Hamburger Radsportvereine einmalig mit in die Pflicht nehmen. Oder besser: für die Sache begeistern. Mein Ziel: 10.000 Euro bis Mitte/Ende/Februar. Damit könnten wir einen Teil der klaffenden Lücke schließen. Ich frage dazu möglichst viele Vereine an und mache meine Runde – so wie bei Euch. Aber ich fürchte, mehr als sieben schaffe ich einfach nicht.

Natürlich möchte ich die beiden Vereine mit vielen Kindern/Jugendlichen etwas mehr fordern. Aber auch für Vereine, die aktuell keine oder nur ganz wenige Kinder haben, lohnt sich das Engagement:

  • Weil auch bei Euch Mitglieder Kinder haben, die demnächst ins Radsport-Alter kommen.
  • Kinder, die, wenn es einen Landesverband mit existierenden Strukturen und festen Trainingszeiten (z.B. sommers auf der Bahn) gibt, durchaus in Eurem Verein bleiben können, obwohl Ihr keinen eigenen Trainer habt.
  • Weil wir alle unseren Sport ohne Verbands-Nachwuchsarbeit mehr oder weniger aussterben lassen und unsere RTFs demnächst am Altenheim starten können.
  • Weil nur Verbandsstrukturen, regelmäßige Trainings-Maßnahmen, gemeinsame Wettkämpfe und die Perspektive U19-Bundesliga dazu geeignet sind, wenigstens ansatzweise mit den vielen anderen Konkurrenz-Sportarten (von Fußball bis Trampolin und Ballett) in Sachen Begehrlichkeit mithalten zu können.

Wir gehen in ein Jahr, in dem der Radsport sich wieder in neue Höhen erheben kann, mit deutschen Stars im Profisport und einem Tour-Auftakt in Düsseldorf. Jetzt die Jugendarbeit quasi zu beenden, wäre wirklich ein Jammer.

Ich möchte Euch also hiermit aus vollem Herzen um eine Sonderumlage bitten. Wenn Ihr irgendetwas für die Jugendarbeit/den LV-Trainer entbehren könnt, würden wir uns sehr freuen. Es geht nicht um Unsummen, sondern um 1000 bis 2000 Euro. Einmalig. Ihr könntet helfen.

Und ich bin mir sicher, die Jungs und Mädels würden sich irgendwie erkenntlich zeigen. Nur als Idee, ich habe das noch nicht besprochen: Zum Beispiel im Sommer mal ein Bahn-Tag für alle Unterstützer, die Lust dazu haben – das wäre sicher spannend. Ihr ahnt nicht, was es für eine Laune macht, auf der Steilwand zu fahren. Und: Das kann sogar ich! Und Leihräder gibt es auch. Und die Jugendlichen zeigen Euch, wie’s geht….

Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn Ihr mir ein Signal geben könntet, ob meine Idee aus Eurer Sicht vorstellbar ist. Unser aller Dank wäre Euch sicher.

Wenn Ihr weitere Fragen/Einwände/Ideen habt – bitte jederzeit, Kontaktdaten unten.

herzliche und sportliche Grüße

Alex


Jugendleiter  Alexander Böker

Tel:0172 4020366

alexander.boeker (at) radsport-hh.de