Vereins Historie (12): Die Entstehung der Bahn in Stellingen – Lobby Arbeit von Endspurtlern

Bis die Bahn in Stellingen 1961 eröffnet wurde, war es ein langer Weg. Anschaulich beschreibt die Endspurt-Jubiläumsschrift von 1980 das Engagement von Endspurtlern. Die Beharrlichkeit ist auch vor dem Hintergrund von Werner Potzernheim zu sehen, der 1950 & 1951 als Endspurtler Deutscher Meister auf der Bahn wurde und 1952 eine Bronze Medaille bei den Olympischen Spielen in Helsinki gewann – da hatte er Hamburg mangels Trainingsmöglichkeiten aber schon den Rücken gekehrt. Das Fehlen einer Bahn war auch ein Grund, das Hans-Lenck-Gedächnisrennen auf der Straße zu veranstalten.
 
„Es ließ Carl Valet keine Ruhe, Hamburg wieder ohne Radrennbahn zu wissen. [Anm.: er war bereits 1923 am Bau der Endspurt Bahn in Schnelsen als Baumeister & Konstrukteur beteiligt].
Schon 1947 nahm er Kontakt mit mehreren Behörden auf, um sie auf die Notwendigkeit einer derartigen Sportanlage aufmerksam zu machen.
Die Trümmerbeseitigung, traurige Zeugen des 2. Weltkrieges, die noch lange nicht abgeschlossen war, wollte er nutzbringend für die Schaffung einer Radrennbahn ablagern lassen.
Die Behörden gaben ihm den Rat, einen Vorschlag für einen geeigneten Standort zu machen. Seinerzeit gab es genügend freie, noch nicht wieder bebaute Plätze im Stadtgebiet. Aber alle seine Vorschläge wurden immer wieder auf Eis gelegt.
Die Stadtplaner hatten stets irgendwelche Einwände. Und so vergingen Jahre!
Bis ihm eines Tages der Kragen platzte und er sich nicht mehr abweisen ließ.
Er forderte jetzt seinerseits von den Behörden Vorschläge von freiem Bauland. Und siehe da, es wurde ihm in Stellingen auf der Anlage der Wolfgang Meyer Sportplätze nach langen Bemühungen ein Stück Gelände angeboten.
Nun ging es daran, das Sportamt und den Hamburger Sportbund für dieses Projekt zu interessieren.
In dem seinerzeitigen Bürgerschaftsmitglied Edgar Engelhard, Sohn unsere Mitglieds Fritz Engelhard, fanden wir dann einen Fürsprecher für unser Unternehmen.
Als späterer Bürgermeister und Sportsenator hat er uns im Sportbeirat des Senats sowie beim Sportamt die Wege geebnet.
Eine persönliche Freundschaft unseres Kameraden Bittkowski mit Fritz Engelhard und die dadurch möglichen persönlichen Kontakte mit dem Bürgermeister haben dazu beitragen können, die behördlichen Wege zu erleichtern.
Nun galt es, als man den Sportbeirat des Senats überzeugt und die Zusage zum Bau bekommen hatte, die Mittel zur Finanzierung beim Hamburger Sportbund, dem Sportamt und ggf. bei der Wirtschaft freizumachen.
Auf einer Jahres-Hauptversammlung des Hamburger Sportbundes hat dann der Kam. Bittkowski, seinerzeit 1. Vorsitzender des 1950 gegründeten Radsport-Verband Hamburg, die Delegierten darauf hingewiesen, daß alle Sportarten, die auf Olympiaden vertreten sind, in Hamburg einer Sportanlage haben, nur der Radsport nicht!
Daß uns außerdem der zunehmende Autoverkehr die Landstraßen weitgehend verschließt und auch Genehmigungen für Rundstreckenrennen im Stadtgebiet mehr und mehr von den Behörden erschwert werden, überzeugte die Delegierten, so daß die Versammlung dem Antrag zustimmte.
Bis es jedoch zum Ausschachten für den Bau kam, wurde es immerhin Herbst 1959. Im Mai 1961 konnte die Bahn dann eingeweiht werden.
Damit hatte der Kam. Valet sein Ziel erreicht und trat jetzt langsam etwas in den Hintergrund.
Wenn man bedenkt, daß von 1947, als der Gedanke von dem Kam. Valet erstmals aufgegriffen wurde, bis zur Verwirklichung 14 Jahre ins Land gegangen sind, muß man den Mut und die Zähigkeit, die dazu nötig waren, bewundern.
So etwas kann nur jemand erreichen, der von der Liebe zum Sport einfach versessen ist, und wir meinen, daß die Hamburger Radsportler ihm deshalb heute noch zu Dank verpflichtet sein sollten."