Ein perfekter Tag, aber die falsche Reifenwahl

Der erste Lauf des Stevens Cyclocross-Cross Laufs in Norderstedt.

Schnuffi hatte uns aufgeweckt mit seiner Crosstour durch die Lüneburger Heide- mit "wake me up when september ends" hatte er zum 29.September eingeladen. Ich verzichtete in diesem Jahr auf das Herbsterlebnis (Brevet ab Aumühle), nicht nur, um mal wieder einige FLXHH- Fahrer wieder zu sehen. Schnuffi zeigte uns seine Lieblingsstrecken in der Lüneburger Heide und nach einer ordentlichen Portion Kaffee fast am Ende der Tour in Wilsede wurde ich auch richtig wach.

Andererseits ist auch die Saison auf der Straße noch nicht beendet, solange das Zeitfahren Hamburg - Berlin noch bevor steht. Das Rennradtraining darf also noch nicht vernachlässigt werden und so fuhren wir gleich noch mal zum Kaffeetrinken nach Schwerin. Dabei konnten wir einige neue schöne Stecken erkunden.

Gestern also nach Norderstedt zum Crossrennen fuhr ich mit dem Rad an, um auch noch ein paar Kilometer Straße in die Beine zu bekommen. Ich wählte die Conti CX Speed- King mit dem Diamantprofil, die auch auf Asphalt schön rollen. Einen Vittoria CG Pro Faltreifen mit Stollenprofil packte ich in meinen Rucksack, weil ich wohl schon eine Ahnung von der Beschaffenheit des Untergrundes hatte. In den letzten Tagen hatte es nur geregnet und den Reifen würde ich dann zumindest hinten aufziehen. Als ich in Ostholstein startete, schien noch die Sonne, doch das änderte sich bald hinter Bad Segeberg- zweimal bekam ich einen Regenschauer ab und kurz vor dem Waldbühnenweg stellte ich mich sogar zum Schutz unter eine Tanne.  3, 5 h hatte ich eingeplant- so würde noch ein wenig Zeit bleiben für Kaffee, Reifenwechsel und eine Proberunde um die Strecke kennen zu lernen. Ich traf gleich Barry, einem ehemaligen Arbeitskollegen aus meinem Schrauberjob bei BOC,  der mit seiner Zeit beim Rennen der Elite gar nicht zufrieden war. Eine Rolle zum Warmfahren, wie sie neben seinem Auto stand, benötigte ich nicht. Das Rennen der Hobby Ü40 war zeitlich etwas vorverlegt- so hatte ich nicht mehr all zu lange bis zum Start. Beim Kaffee und halben Käsebrötchen wurde mir langsam kalt. Ich traf Siggi von der RG Germania, der hier als Streckenposten aktiv ist. Das Rennen der Hobby Ü18 lief noch und mit dem letzten Fahrer ging auch ich auf die Strecke. Kaum 300 m gefahren, lag dieser letzte Fahrer auf dem Boden. Durch einen Knick musste man einen kleinen Huggel hinauf fahren- dort eine kleine, schräge, glatte Wurzel hatte ihn zu Fall gebracht. Er humpelte zum Start zurück und ich beschloss hier später abzuspringen und zu schieben.

Ich hatte die Reifen nicht gewechselt- die Strecke war relativ trocken- es gab nur wenige schlammige Löcher. Der Conti- Speed-King würde hier vielleicht schneller sein. An der Strecke traf ich dann noch Burkhard mit seiner Kamera- ich hielt kurz an und schnackte ein wenig- doch dann musste ich weiter- der Veranstalter wollte das Rennen kurze Zeit nach diesem starten. Als ich im Startbereich eintraf- ich lies die letzten Schleifen aus, standen alle schon in Startaufstellung. Schnell noch das Gepäck loswerden, Jacke aus und Gel geschluckt.

26 Starter schossen gleich nach dem Startschuss los und um die erste Kurve. Ich halte mich da immer etwas zurück, denn das Feld sortiert sich sowieso später nach den vorhandenen Kräften. Auch macht es mehr Spass, wenn man zurückkommende Fahrer überholen kann, als dass man selber überholt wird. Die erste Runde schien endlos.

Der Parcour, komplett flach konnte schnell gefahren werden. Technisch war er nicht so anspruchsvoll, wie beispielsweise der in Buchholz. Es gab schnelle Geraden, an deren Ende immer eine scharfe Kurve wartete. Dort war der Boden meist aufgewühlt und schlammig. Der Kiefernwald hatte viele Wurzeln- da musste man aufpassen. Etwa nach einem Drittel die übliche Schikane- zwei Bretter in Folge zwingen zum Abspringen und Laufen. Darauf folgt etwas später eine Treppe, die wohl zu einem Trimm- Pfad gehört. Das geht ganz gut und runter kann man wieder fahren. Zwei Gräben, werden durchfahren, wie eine kleine halfpipe. Hier steht Siggi und feuert mich an. Später gibt es noch einen Baumstamm, der übersprungen werden muss und am Ende, kurz vor der Zielgeraden, eine Achterbahn- in den Kurven tiefer Sand. Eine schöne Strecke. Bei der Zieldurchfahrt sehe ich das 5 Runden zu fahren sind. Nun kommen die ersten Fahrer zurück. Es wird spannend. Ich kann einige Fahrer überholen bis ein ordentlicher Platzregen hinuntergeht und die ohnehin schlammigen Kurven glitschig macht. Vor der Doppelschikane stürze ich dann in der Kurve auf Wurzeln. Ich will gleich wieder aufspringen, als ich merke, dass mein Vorderrad blockiert. Ich ruckel an der Bremse herum, löse diese ein wenig- ohne Erfolg. Bis ich merke, dass das Vorderrad etwas aus der Mitte gerutscht ist, verliere ich 3-4 Positionen. Wieder auf dem Rad merke ich, dass die Kette ab gesprungen ist. Aufholjagd. In der übernächsten Kurve rutsche ich wieder weg- liege im Dreck. Weiter- doch jetzt werde ich unsicher in den Kurven und irgendwie ist der Zug raus. Die letzte Runde wird eingeläutet. Burkhard ruft, den kriegst du noch- ich weiß nicht, wen er meint, doch ich sehe den MTBler bald vor mir und ich nehme mir vor ihn zu kriegen. Vorsichtig in den Kurven- schnell in den Geraden. Die Schikanen möglichst geschickt überstehen. Bald bin ich an seinem Hinterrad und ich sehe, dass er genauso rutscht in den Kurven- bekommt wohl keine Tracktion aufs Hinterrad. Die falsche Reifenwahl!

Ich bleibe am Hinterrad, um auf der Zielgeraden dann das große Kettenblatt auf zu legen. Keine Chance für den MTBler .

Am Ende 19./26 ist nicht so doll- doch es hat mal wieder richtig Spass gemacht.

Fährst du zurück auch mit dem Rad, fragt Burkhard- da war ich noch auf Zugfahrt eingestellt. Doch dann kam der Anruf von Anmaja, dass sie mir entgegen fahren will- kleine Trainingsrunde, und in Bad Segeberg könnten wir uns treffen.

Bin zwar noch etwas platt vom Rennen, doch Radfahren geht ja immer. Der Wind hat auch etwas mehr auf West gedreht und so bin ich schon nach 1 h 40 min in Segeberg vor dem verabredeten Cafe. „So dreckig geh ich mit dir nicht Kaffee trinken“- war nur ein Scherz. Im Spiegel sehe ich dann mein Gesicht vor lauter Schlammspritzer kaum. Grob gereinigt lassen wir uns Kaffee und Kuchen schmecken. Als wir wieder auf dem Rad sitzen, stellen wir fest, dass wir nur noch eine Stunde bis zur Dunkelheit und kein Licht dabei haben. Also los. Ich folge im Windschatten, nicht nur weil ich Crossbereifung und mit ca. 2 kg Dreck am Rad fahre. Es läuft dennoch im Windschatten ganz gut- ich bin erstaunt über die Rolleigenschaften der Reifen bei nur 3 bar Luftdruck- und wir erreichen Eutin nach nur 1h und 10 min. Mal wieder an der frischen Luft gewesen, wie Burkhard manchmal zu sagen pflegt. Am 28.Oktober folgt der zweite Lauf der Stevens CX- Serie in Hamburg. Ob ich wieder mit dem Rad anreise....?

(Bilder nachträglich in den Text eingestreut: Burkhard  / Übrigens da gibt es auch was )